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DisponentIn für Integrierte Leitstellen

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Qualifizierung von Leitstellendisponenten in Baden-Württemberg - Lehrgangskonzeption und Lehrmethode *)

Die Ausbildung der Leitstellendisponenten erfolgt in Baden-Württemberg in Form einer beruflichen Weiterbildung welche in Anlage 3 der „Gemeinsamen Hinweise zur Leitstellenstruktur der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr“ beschrieben sind.  Zu dieser Weiterbildung gehören zwei Fachlehrgänge. Diese Fachlehrgänge werden an der DRK-Landesschule gGmbH in Pfalzgrafenweiler und an der Landesfeuerwehrschule in Bruchsal durchgeführt. Die Ausbildung in diesen Fachlehrgängen erfolgt zu einem überwiegenden Teil in einem ganzheitlichen Ansatz auf der Grundlage der Aneignungsdidaktik, wodurch aktuelle pädagogische Konzepte auch in die Leitstellenausbildung eingeflossen sind.

Entstehung

Durch die Festlegung im Rettungsdienstgesetz und im Feuerwehrgesetz Baden-Württemberg, Leitstellen für den Rettungsdienst und die Feuerwehr als Integrierte Leitstellen in gemeinsamer Trägerschaft zu betreiben wurde 2010 eine Arbeitsgruppe „Sicherheit im Leitstellenbetrieb“ unter der Schirmherrschaft des Innenministeriums und des Ministeriums für Arbeit und Soziales tätig. Ergebnis dieser Arbeit sind die „Gemeinsamen Hinweise zur Leitstellenstruktur der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr“. Wichtiger Bestandteil dieser gemeinsamen Hinweise ist die verbindliche Regelung der Qualifizierung von Leitstellendisponenten für die Tätigkeit in integrierten Leitstellen in Baden-Württemberg.

Leitstellenlandschaft in Baden-Württemberg

Ein Überblick über die Leitstellenlandschaft in Baden-Württemberg verdeutlicht die Gemeinsamkeit, welche sich auch in der Ausbildung widerspiegelt. In 35 Land- und neun Stadtkreisen gibt es 37 Rettungsdienstbereiche. In 32 dieser Rettungsdienstbereiche sind integrierte Leitstellen eingerichtet. Zwei integrierte Leitstellen versorgen als bereichsübergreifende ILS zwei Landkreise.
Eine ist rettungsdienstseitig für einen Landkreis und zwei Stadtkreise (mit Berufsfeuerwehr), feuerwehrseitig nur für den Landkreis zuständig. Weiter hat das Land Baden-Württemberg im Rettungsdienstgesetz zwei besondere Leitstellen vorgesehen:

  1. Die Oberleitstelle des Rettungsdienstes unterstützt die Integrierten Leitstellen in Baden-Württemberg bei besonderen Einsätzen wie beispielsweise bei einem Großschadenfall / ManV.
  2. Für die Vermittlung aller Intensivtransporte in Baden-Württemberg wurde die Zentrale Koordinierungsstelle für Intensivtransporte (ZKS) eingerichtet.

Qualifizierung der Disponenten

Die Qualifizierung zum Leitstellendisponenten entspricht einer beruflichen Weiterbildung, welche innerhalb von einem Jahr absolviert werden soll. Diese Weiterbildung ist modular aufgebaut und in ein Praktikum in der eigenen Leitstelle (6 Wochen) sowie in zwei Fachlehrgänge strukturiert. Diese Lehrgänge enthalten einen sehr hohen Praxisanteil und finden an der DRK-Landesschule Baden-Württemberg gGmbH und der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg statt. Die Fachlehrgänge sind in zwei Ausbildungsteile gegliedert welche gemeinsam an beiden Schulen durchgeführt werden. Beide Schulen verfügen über eine Lehrleitstelle. Voraussetzung für das Erlangen einer hohen Qualifikation ist natürlich eine fundierte rettungsdienstliche und feuerwehrtechnische Ausbildung und praktische Erfahrung in beiden Bereichen:
Der Lehrgangsaufbau erlaubt eine Verzahnung der Schulen für das theoretische und praktische Wissen mit den Leitstellen der Lehrgangsteilnehmer. Die einzelnen Handlungsfelder eines Disponenten werden unter der organisatorischen Begleitung durch die Schulen sehr nah an der tatsächlichen Praxis der jeweiligen Leitstelle vermittelt.
Dadurch wird eine kompetenzorientierte Ausbildung unter Berücksichtigung der personellen Verfügbarkeit und der organisatorischen Rahmenbedingungen einzelner Leitstellen sichergestellt. Diese kompetenzorientierte Ausbildung muss aber im Gegensatz zu der früheren Leitstellenstruktur (oft reine Feuerwehr- oder Rettungsleitstellen) von den heutigen Anforderungen an Leitstellendisponenten geprägt sein:

  1. Integration der Leitstelle
    Gleichermaßen fundiertes Wissen ist aus dem Bereich der Feuerwehr und des Rettungsdienstes (operativ und taktisch) erforderlich
  2. Zunehmende Regionalisierung der Leitstellen
    Topographische Detailkenntnisse sind nicht mehr möglich
    Anzahl der gleichzeitig zu bearbeitenden Einsätze steigt
  3. Ausstattung der Leitstellen mit hochkomplexen technischen Systemen
    Disponenten müssen die Systeme nicht nur bedienen können, sondern auch deren Grenzen kenne
  4. Hohe Anforderungen an die Qualität
    Qualifizierte Notrufabfrage als Schlüssel zu einem erfolgreichen Einsatzverlauf - Struktur vs. Standard

Von den Lernfeldern werden als Groblernziel berührt:

  • 1. Dienstbetrieb
    • Rechtliche Stellung der Leitstelle
    • Dienstanweisungen
    • Zusammenarbeit mit Behörden
    • Weisungsbefugnis / Zuständigkeiten
  • 2. Disposition
    • Einsatztaktik der Feuerwehr und AAO
    • Einsatztaktik des Rettungsdienstes und AAO
    • Arbeiten außerhalb der AAO
    • Kompetenzgrenzen
    • Nachrückefolge
    • Ressourcenmanagement
  • 3. Betriebsablauf
    • Gesprächsführung
    • Einsatzabwicklung
  • 4. Technik
    • Notruftechnik
    • Alarmierung
    • Einsatzleitrechner / Datenbanken
  • 5. Krankheits-, Verletzungslehre, Einsatztaktik

    I Der Patienten mit Schmerz
    II Der verletzte Patient
    III Der Patient mit Störungen der Atmung
    IV Der Patient mit Störungen des Kreislaufs
    V Der Patient mit Störungen des Bewusstseins
    VI Der Patient in Sondersituationen und sonstigen Notfällen

    a. Die gynäkologische Patientin
    b. Der pädiatrische Patient
    c. Der gerontologische Patient
    d. Der infektiöse Patient
    e. Patienten im Endstadium und der verstorbenen Patient
    f. Sonstige Notfälle
    VII Medizinische Einsatztaktik und ManV/ManE
    a. Luftrettung
    b. Intensivtransport
    c. ManV / ManE
    d. Terror / Amok Lagen
    VIII Standarisierte Notrufabfrage (EMD / EFD)

Die Umsetzung im Leitstellenlehrgang

  • DRK-Landesschule

    Im Teil 1 werden in aufeinander aufbauenden Lernfeldern erarbeitet und trainiert:
    Die Betrachtung von Leitstellenformen und deren Aufgaben sowie die Priorisierung dieser Aufgaben zur ersten Heranführung der Teilnehmer an Ihr zukünftiges Tätigkeitsfeld Leitstelle. Hierzu findet mittels der „Knowledge-Café Methode“ durch die Lehrgangsteilnehmer ein Wissensaustausch statt und sie erarbeiten sich in der fachlichen Nachbereitung ein Model der Integrierten Leitstelle Zu diesem Lernfeld gehören im weiteren Verlauf Rechtsgrundlagen und die Dienstplangestaltung ergänzt durch die Betrachtung des Arbeitsplatzes Integrierte Leitstelle unter den Gesichtspunkten Ergonomie, der persönlichen Gesundheitsvorsorge, sowie sonstiger Einflüsse innerhalb und außerhalb der ILS. Ergänzend fließt hier das Thema „Qualitätsmanagement in Integrierten Leitstellen“ ein.

    Inhalt: Kompetenzen in der Stressbewältigung, Wahrnehmungsformen und Grundlagen der Kommunikation unter besonderen Bedingungen der Notrufabfrage. Ein intensives Telefontraining ergänzt die Anwendung von Sofort- und Hilfehinweisen insbesondere der Hilfemaßnahmen durch einen Ersthelfer und der Notrufbearbeitung. Den Teilnehmern wird unter anderem ein aktives Lernen innerhalb additiver Gruppendynamischer Lernsequenzen ermöglicht, zum Einsatz kommt hier eine Rollenspielsimulation. Diese sind im Lehrgangskonzept angemessen implementiert und stellen durch einen spielerischen Lernweg einen Bezug zum Tätigkeitsfeld eines Leitstellendisponenten dar, wodurch aus dem Alltag Wahrnehmungs-, Kommunikations-, Führungs-, Konfliktlösungs- und im Besonderen auch Teamkompetenzen bewusst gefordert und trainiert werden.

    Die Teilnehmer beurteilen und bewerten die Informationen zu unterschiedlichen medizinischen Hilfeersuchen an Hand von Problemstellungen (Fallbeispielen) und aus dem Notruftraining. Sie lernen notwendige ergänzende Schlüsselfragen zur Einschätzung der Dringlichkeit zu stellen und geben Sofort- und Hilfehinweise, welche sie zuvor erarbeitet haben. Sie legen ein Einsatzstichwort fest und entscheiden über das weitere sachgerechte Vorgehen. Die Teilnehmer erläutern die rettungsdienstliche Beurteilung und Behandlung durch das Personal vor Ort und stellen notwendige ergänzende Schlüsselfragen zur Beurteilung über Ausmaß, Anzahl Betroffener und möglicher Gefahren an der Einsatzstelle. Sie geben Sofort- und Hilfehinweise. Die Teilnehmer können die organisatorischen und strukturellen Anpassungen bei einer medizinischen/ rettungsdienstlichen Großlage (ManV/ManE) in der Leitstelle umsetzen und wenden einsatztaktische Grundsätze sicher an. Die Teilnehmer lernen alle Fachdienste und Schnittstellen zu ihrer Leitstelle und des Rettungsdienstes kennen und können diese in ihrem Alltag nach Vorgaben und Lage nutzen.

    Fester Bestandteil des Leitstellenlehrgangs ist „Fachenglisch für Leitstellendisponenten“. Nicht nur grundlegende Informationen über das fremdsprachliche „Handwerkszeug“ des Disponenten und Erarbeitung des Vokabulars mit Bildern aus den Bereichen Anatomie und Physiologie sowie Örtlichkeiten von Einsatzstellen und Gefahrensituationen sind Teil der Ausbildung. Ein Sprachtraining bei der Abfrage von Notfällen und der Vermittlung von Erste-Hilfe-Maßnahmen am Telefon (auch mehrmalige Telefonreanimationen) in der Lehrleitstelle sowie ergänzend hierzu Rollenspiele im Simulationsübungsraum festigen praxisbezogen das Gelernte.

  • Landesfeuerwehrschule

    Die Hälfte der Unterrichtszeit ist reine Übung in der Lehrleitstelle. Ausgehend vom Regelbetrieb steigern sich die Übungen mehr und mehr mit jeweils klar festgelegten Schwerpunkten (Hilfeleistungen, Brand, Reanimation, Notfalleinsätze, Gefahrgut etc) bis hin zur Großschadenlage (Unwetter). Die Lehrgangsteilnehmer bearbeiten die Einsätze im Team wie im Echtbetrieb. Das „Tagesgeschäft“ (Krankentransport, kleinere sonstige Einsätze, Anfragen etc.) läuft als „Hintergrundrauschen“ neben her. Zur Verfügung steht ein Notrufabfragesystem, und ein Einsatzleitsystem in einer mit vier Plätzen ausgestatteten Lehrleitstelle. Alle Einsätze werden von einem speziellen Einspielraum eingespielt, der ein breites Spektrum an Simulationsmöglichkeiten (Hintergrundgeräusche, FMS, Notrufnummerübermittlung etc.) bietet.

    Die andere Hälfte beinhaltet die Unterrichte zu AAO, Einsatzleitrechner, Datenbanken, Funk, Störungen, Datenpflege, GIS, Notruftechnik, FMS etc. Diese werden nicht im Rahmen „themenbezogener Lehrstunden“ abgehalten sondern hier wird eine speziell für diesen Zweck entwickelte Lernumgebung eingesetzt, die aus zwei wesentlichen Komponenten besteht:

    Virtueller Landkreis
    Ein voll versorgter Landkreis mit allen für einen in diesem Landkreis notwendigen Eigenschaften (z.B. topographische Karten, Ärzteverzeichnis Polizeidienststellen, Feuerwachen, Rettungswachen Krankenhäuser usw.) der bis ins Detail (Hausnummern, Telefonnummern, Löschwasserentnahmestellen) stimmig ist. Der Landkreis ist so eingerichtet, dass sich technische, taktische oder topographische Problemstellungen ergeben, die z.B. bei der Erarbeitung einer AAO auftreten können.

    Modulares Einsatzleitsystem
    Ein speziell nach didaktischen Gesichtspunkten entwickeltes, voll funktionsfähiges Einsatzleitsystem. Dieses ist modular aufgebaut, so dass die Lehrgangsteilnehmer die einzelnen Komponenten der Datenstruktur eines Einsatzleitsystems erkennen und auch einzeln bearbeiten können (topographische Daten, AAO, Objekte, Alarmierung usw.).