Notfallsanitäter-Ausbildung in Teilzeit startet erst 2021
Es gab zu wenige Anmeldungen – deswegen verschiebt sich die erste Teilzeit-Ausbildung für Notfallsanitäter an der DRK-Landesschule aufs nächste Jahr. Die Anmeldefrist war wohl zu kurz.
Erste Ankündigung im Juli, Ausbildungsbeginn im September: Diesen ambitionierten Zeitplan hatte sich die DRK-Landesschule Baden-Württemberg vorgenommen, als sie im Sommer einlud zur ersten Notfallsanitäter-Ausbildung in Teilzeit. Vermutlich war das für die Zielgruppe und auch deren Arbeitgeber zu kurzfristig: Es gab zu wenige Anmeldungen, dieses Jahr wird keine Klasse zustande kommen. Die Premiere für die Teilzeit-Ausbildung an der Landesschule verschiebt sich also, 2021 wird ein neuer Termin angesetzt. Interessenten können sich ab sofort beraten lassen und anmelden.
„Wir wollten die Chance 2020 nicht ungenutzt verstreichen lassen“, sagt Rico Kuhnke, Gesamtschulleiter der DRK-Landesschule. „Das Timing war nicht ideal, aber das hatten wir uns nicht selbst ausgedacht. Im Juni hat sich abgezeichnet, dass wir endlich grünes Licht bekommen für die Teilzeit-Ausbildung, endlich unser jahrelang verfolgtes Ziel erreichen. Das kam kurzfristig. Wir haben dann trotzdem versucht, unsererseits alles möglich zu machen.“
Dass die Klasse so schnell nicht zustande kam, überraschte in der Schule allerdings niemanden. Erstens ist ein solches neues Konzept für Arbeitgeber in der dualen Ausbildung nicht so einfach umzusetzen. Und zweitens geht es auch um die Lebensplanung der Schülerinnen und Schüler selbst: „Die Teilzeit-Ausbildung ist ja ein Angebot speziell für diejenigen, die im Leben besonders viel unter einen Hut bekommen müssen. Es war nicht sehr wahrscheinlich, dass Interessierte es schaffen, innerhalb von zwei Monaten alles klar zu machen. Kinderbetreuung, Versorgung älterer Verwandter, Abstimmungen mit dem Arbeitgeber, einen neuen Teilzeit-Arbeitsvertrag – all das zu organisieren braucht in der Regel einfach länger als acht Wochen über die Sommerferien.“
Die Hürden senken
Das Team der DRK-Landesschule wertet das nicht negativ. „Der Start ist dadurch nur aufgeschoben. Selbstverständlich werden wir so bald wie möglich einen neuen Ausbildungsbeginn für unsere Teilzeit-Ausbildung anbieten“, sagt Rico Kuhnke. „Bis dahin haben wir noch etwas Vorlauf, und das ist auch gut so: Dadurch können unsere neuen Schülerinnen und Schüler alles in Ruhe organisieren, privat und mit ihren Arbeitgebern.“ Schon jetzt hat die Schule eine ganze Reihe an Vormerkungen. „Man kann sich jederzeit bei uns melden und beraten lassen“, sagt Kuhnke. „Wir helfen gern dabei, individuelle Lösungen zu finden.“
Die Landesschule erhofft sich weiterhin viel vom neuen Angebot, den Abschluss als Notfallsanitäter in Teilzeit zu machen. Dafür wird die Ausbildung gestreckt auf viereinhalb statt der üblichen drei Jahre. „Das ist einfach eine sehr gute Alternative und Ergänzung zum bisherigen Angebot“, betont Gesamtschulleiter Kuhnke. Notfallsanitäter werden dringend gesucht, aber nicht alle Interessierten können die drei Jahre dauernde, klassische Vollzeit-Ausbildung machen. „Wir wollen mit dem Teilzeit-Angebot dafür sorgen, dass die organisatorischen Hürden sinken. Wir wollen, dass möglichst viele Menschen die Möglichkeit bekommen, diese Ausbildung zu machen und in dem Beruf anzukommen, in dem man sie braucht.“
Familie und Beruf und finanzielle Lage
Zielgruppe sind all diejenigen, die die Vollzeit-Ausbildung nicht gut mit ihrer familiären Situation vereinbaren können, beispielsweise junge Eltern oder pflegende Angehörige. Das Teilzeit-Angebot eignet sich auch für alle, die darauf angewiesen sind, neben der Ausbildung noch dazu zu verdienen. Sie könnten einen Teilzeitvertrag als Rettungssanitäter kombinieren mit dem Ausbildungsvertrag, sofern die Arbeitgeber das mittragen – dann wären die finanziellen Ausfälle durch die Ausbildung ausgeglichen.
Der Abschluss nach der Teilzeit-Ausbildung ist derselbe wie nach einer Ausbildung in Vollzeit. Die Landesschule hatte in den vergangenen Jahren bereits mehrfach Anläufe genommen, um ein Teilzeit-Konzept an den Start zu bringen. Die Bedingungen waren nicht leicht zu erfüllen, in ganz Deutschland gibt es bislang nur wenige Anbieter. Insofern hätte ein Ausbildungsbeginn im Herbst 2020 in Pfalzgrafenweiler bundesweit Modellcharakter gehabt. Auch 2021 wird die Landesschule noch unter den Pionieren sein.
Zeit für Vorbereitungen
Wer die Ausbildung starten will, muss grundsätzlich keine Vorbildung mitbringen. Empfohlen wird allerdings, dass man vorab die Ausbildung zum Rettungshelfer macht, als Orientierung. Anmelden können Interessenten sich nicht selbst, sondern das übernimmt der jeweilige Arbeitgeber, mit dem der Ausbildungsvertrag für die duale Ausbildung abgeschlossen wird.
Der Aufschub hilft auch anderen organisatorisch Beteiligten, darunter den Arbeitgebern der künftigen Teilzeit-Auszubildenden, also den DRK-Kreisverbänden und DRK Rettungsdienst gGmbHs. Sie müssen passende Arbeitsverträge gestalten und haben sich mehr Zeit für die konkrete Umsetzung erbeten. In den beiden DRK-Landesverbänden Baden und Baden-Württemberg werden parallel noch einige arbeitsrechtliche und finanzielle Fragen besprochen. Sobald diese Aspekte geklärt sind, will die DRK-Landesschule erneut in die konkrete Planung einsteigen und dann auch einen neuen Termin für den Ausbildungs-Start ankündigen.