Rico Kuhnke referiert beim Akademiekongress in Mannheim
Gesamtschulleiter der DRK-Landesschule spricht über das Berufsbild des Notfallsanitäters.
Rico Kuhnke, Gesamtschulleiter der DRK-Landesschule Baden-Württemberg, ist am 24. September auf dem Akademiekongress in Mannheim als Referent aufgetreten. Anlass für den ersten Akademiekongress im Rosengarten Mannheim war das 240-jährige Bestehen der ersten öffentlichen deutschen Krankenpflegeschule, die 1781 in Mannheim gegründet wurde.
Gemeinsam mit vier weiteren Referenten bestritt Rico Kuhnke die Themenreihe „Auswirkungen der neuen Berufsgesetze und Novellierung auf die Tätigkeitsprofile der Gesundheitsfachberufe“, wobei sich der Gesamtschulleiter auf das Berufsbild des Notfallsanitäters konzentrierte. Er ging zunächst auf die Geschichte der Berufsausbildung im Rettungsdienst ein und schilderte, dass es Anfang der 1970er-Jahre erste politischen Bestrebungen gegeben habe, die Tätigkeit im Rettungsdienst zu professionalisieren. „Die Initiative scheiterte aber am Streit über die Kosten und am politischen Willen der Parteien.“
Wie Kuhnke weiter ausführte, habe auf Bundesebene keine Einigung erzielt werden können, weshalb die Länder 1977 die Mindestanforderungen für Personal im Rettungsdienst vereinbarten: Der Rettungssanitäter war geboren. Zwölf Jahre später sei nach zähem Ringen mit dem Rettungsassistenten ein „unambitioniertes zweijähriges Berufsbild“ auf den Weg gebracht worden. Das ungeliebte Berufsgesetz sei von Anfang an in der Kritik gestanden, sagte Kuhnke. Erst 2014 sei nach jahrelangem Streit um eine Novellierung des Rettungsassistentengesetz überraschend ein neues Berufsgesetz gekommen. Mit dem Notfallsanitäter hätten sich viele Erwartungen erfüllt. Konsequent werde alles besser gemacht – aber nicht jedem gefalle das.
„Leider löst das Berufsgesetz keine Fragen für die Praxis“, bedauerte Kuhnke in seinem Vortrag. Die Diskussionen um die Anwendung von erweiterten Maßnahmen durch Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter beschäftigten die Community bis heute. „Da hilft auch keine Klarstellung im Notfallsanitätergesetz“, erklärte Kuhnke.
Der Blick auf den Arbeitsmarkt zeige im Übrigen, dass es nach wie vor mehr offene Stellen als Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter gebe. Allein in Baden-Württemberg seien aktuell 300 Stellen unbesetzt. An Bewerbern für die Ausbildung mangele es hingegen nicht. „Vereinzelt kommen auf zehn ausgeschriebene Stellen mehr als 100 Bewerbungen.“
Ein Problem sei die Berufstreue von angehenden Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitätern. Eine repräsentative Studie dazu habe ein „ernüchterndes Ergebnis“ hervorgebracht. „Jeder fünfte Auszubildende sieht seine Zukunft nicht im Rettungsdienst“, so Kuhnke. „Außerdem möchte knapp die Hälfte nicht länger als zehn Jahre im Rettungsdienst arbeiten.“
An die einzelnen Vorträge schloss sich unter anderem eine Diskussionsrunde zu den Auswirkungen der neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen auf die Praxis an.