Praxistraining per Video-Konferenz
Wie kann man die Praxis trainieren, wenn alle Schülerinnen und Schüler zuhause sind und nur über Video miteinander konferieren? Na logisch: ebenfalls digital! Am Standort Ravensburg der DRK-Landesschule Baden-Württemberg haben die Lehrkräfte Ende März eine gute Lösung dafür gefunden – per Videokonferenz.
Der trainierende Schüler ist per Video beim Training präsent. Er kann vor Ort jemanden fernsteuern, der für ihn quasi als Marionette agiert. Mit dieser Hilfskonstruktion konnten die beiden Notfallsanitäter-Klassen, die gerade im dritten Ausbildungsjahr sind, ihre nötigen Praxis-Erfahrungen auch online sammeln.
Im Klassenzimmer waren für diese Unterrichtseinheit nur die Puppe, an der trainiert werden sollte, plus die beiden Dozentinnen. Eine der Klassenleiterinnen, Rebecca Baumann, übernahm die Aufgabe, die Marionette der zugeschalteten Schülerinnen und Schüler zu sein. Sie setzte eins zu eins das um, was man ihr auftrug, nicht mehr und nicht weniger. Also Blutzucker messen, Atemfrequenz messen, was auch immer die Schüler beauftragten und entschieden. Schritt für Schritt konnten die Online-Schüler so ihre Aufgabe lösen, mithilfe der Hände von Rebecca Baumann und vor allem mit ihren eigenen klaren Anweisungen.
Die zweite Klassenleiterin Carolin Schneider bediente währenddessen die Kamera. Auch dabei mussten die Schüler mitdenken: Denn der Standort der Kamera war flexibel. Man konnte wählen zwischen verschiedenen vorab festgelegten Kamera-Positionen, und es kam durchaus drauf an, im richtigen Moment den richtigen Blickwinkel zu haben: „Ich brauche jetzt Position 4!“ Außerdem gab Carolin Schneider den zugeschalteten Schülern die Ergebnisse der Messungen durch. Sie übernahm auch manchmal Statisten-Rollen, beispielsweise den Part von Angehörigen.
Ein intensives Training, für alle Beteiligten. Denn wer nur übers gesprochene Wort handeln kann, muss besonders exakt und sorgfältig sein. Und gut überlegen, was gesagt wird und wie. Da kann man nicht schnell und unauffällig korrigieren. Da gilt auch kein „och, das habe ich doch so gemeint“. Die Details müssen alle stimmen, und sie müssen eindeutig benannt und beschrieben sein, damit keine Fehler die Versorgung des Patienten gefährden. So wird das auch später bei Einsätzen gelingen, wenn Notfallsanitäter Aufgaben delegieren und neue Kräfte anleiten. Das Online-Training endete wie jedes normale Training: mit einer Nachbesprechung, bei der die Lösungen nochmal analysiert und alle Fragen geklärt werden konnten. In diesen Tagen natürlich per Chat.