Die Kapazitäten verdoppelt
Ein Team der DRK-Landesschule hat die Gunst der (stillen) Stunde genutzt: Während in Pfalzgrafenweiler neulich einige Wochen lang kein Unterricht war, haben die Lehrkräfte den Rettungswagen der Schule mit moderner Audio-Video-Übertragungstechnik ausgestattet. Im Fahrzeug gibt es nun Simulationstechnik, mit deren Hilfe dort unterrichtet werden kann.
Drei Kameras nehmen auf, was im Fahrzeug geschieht, während beispielsweise eine Übung abläuft. Die Bilder lassen sich in jedes beliebige Klassenzimmer der Schule übertragen. Eine vierte Kamera übermittelt zusätzlich das EKG und die Werte des Patienten. So können Mitschüler in den Schulräumen per Beamer teilhaben an dem Unterricht draußen im Fahrzeug. Ein Instruktor direkt am Fahrzeug begleitet die Übungen und spielt Patientendaten in den Patientenraum des Rettungswagens ein. Die zweite Lehrkraft ist im Klassenzimmer und bespricht mit den Schülern das Szenario.
„Wir haben bereits eine vergleichbare Ausstattung bei uns an der Schule, drinnen in unserem Übungsraum“, berichtet Armin Heß, Schulleiter am Bildungsstandort Pfalzgrafenweiler. Drinnen ist ein Rettungswagen für Übungen aus Holz nachgebaut, ebenfalls mit Simulationstechnik. Dazu gehört ein angeschlossener Simulations-Technikraum für die Instruktoren, welche Patientendaten einbringen und den Übungsverlauf begleiten. Künftig kann parallel trainiert werden, drinnen im Holz-RTW und zugleich draußen am echten Fahrzeug – die Kapazitäten wurden auf einen Schlag verdoppelt.
Armin Heß ist froh drüber: „Wir müssen hier wegen Corona einiges neu denken. Wenn wir immer nur wenige Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einem Raum haben dürfen, werden wir an räumliche Grenzen kommen.“ Der RTW als neuer Unterrichtsraum hilft, Engpässe zu vermeiden. Während der Corona-Einschränkungen wird beim Training selbstverständlich an einer Puppe geübt, so dass man die Zahl der Personen im Rettungswagen minimal halten und auf Abstände achten kann.
Praktischerweise hatte Armin Heß schon länger im Hinterkopf gehabt, den Schul-Rettungswagen so aufzurüsten. Er hatte sich auch bereits im Vorfeld konkrete Gedanken über die Umsetzung gemacht, die Planung also quasi im Kopf. Als die Schule den Unterrichtsbetrieb im März einstellte und das Homeschooling startete, waren die Lehrkräfte aus Heß‘ Team schnell startklar. Sie bestellten die Komponenten und legten selbst Hand an. Gemeinsam installierten sie die vier Kameras an strategisch guten Punkten im Patientenraum des Fahrzeugs sowie die nötige Übertragungstechnik.
Ein Herzstück des Projekts ist ein Koffer für den Instruktor. Drin ist ein vernetztes Laptop vorbereitet mit allem, was der Dozent vor Ort braucht. Der Instruktor kann sich mit dem Koffer beispielsweise ins Fahrerhaus setzen. „Mit diesen Komponenten haben wir eine komplett autarke, mobile Einheit“, sagt Armin Heß. „Das hat ja noch weitere Vorteile: Wir können diesen RTW, wenn wir ihn an der Schule nicht brauchen, auch an Rettungsdienstbereiche weitergeben, die damit einige Tage Simulationstraining machen wollen. Zwei unserer Instruktoren kommen mit und leiten das Training.“
Dank der Eigenleistungen der Dozenten war der Umbau des Fahrzeugs für ein sehr überschaubares Budget möglich – die Komponenten haben unter 3000 Euro gekostet. Um die 20 Stunden Arbeitszeit waren nötig. Schon bald soll das erste Mal im RTW mit der neuen Technik unterrichtet werden.